Donnerstag, 9. Februar 2023

Welch grausames Ende - Chloe Gong

Zwei Liebende inmitten einer tödlichen Revolution





Allgemeines:
- 2. Teil einer Dilogie
- Hardcover, eBook
- 20,00 Euro, 15,99 Euro
- Verlag: Lago
- Originalausgabe: These Violent Ends
- Erscheinungsdatum: 15. November 2022
- Seiten: 520


Worum geht es?
Nachdem sie ihre Beziehung zu Roma geopfert hat, um ihn vor der Blutfehde zu schützen, muss Juliette ihre Gefühle zu ihm unterdrücken. Eine falsche Entscheidung und ihr Cousin wird ihren Platz als Erbin der Scarlet Gang an sich reißen.
Roma muss indessen seine Familie rächen, selbst wenn das bedeutet, die Frau zu töten, die er gleichermaßen liebt und hasst.
Doch dann taucht eine neue monströse Gefahr in der Stadt auf. Und obwohl bedrohliche Geheimnisse sie voneinander trennen, muss Juliette Roma vertrauen.

Meine Meinung:
Endlich der zweite Teil! Nach dem ersten Teil war ich so Feuer und Flamme für die Reihe, dass ich noch eine ganze Zeitlang über das Buch nachdenken musste. Ich war sehr gespannt auf den zweiten Teil, weil der erste schon gut war… aber das I-Tüpfelchen dann doch gefehlt hat. Es waren noch einige Aspekte ungeklärt, die Charaktere bedurften einer tiefergehenden Beschreibung und auch die Handlung hatte den Kreis noch nicht geschlossen.

Aber beginnen wir wie immer mit dem Cover. Die Umschlaggestaltung vom ersten Teil war ja schon klasse - doch der zweite Teil hatte noch etwas fesselnderes an sich. Vielleicht an diesem intensiven Rot, der Zündboxe (ist es doch, oder? :)) und der Verschnörkelung; alles fügt sich wunderbar zusammen und ist ein klasse Eye-Catcher. Und natürlich, dass es super zum ersten Teil passt.


Die Handlung knüpft beinahe direkt am Ende des ersten Teiles an. Nach dem Cliffhanger war man ja wie gebannt und lechzte förmlich nach einer Fortsetzung. Der direkte Einstieg in die Handlung ermöglichte direkt zu Beginn eine hohe Spannung: Wir erleben Roma und Juliette, die im komplexen Verhältnis zu einander stehen, die Gangs, die kurz vor ihrer Auflösung stehen, das Problem mit dem Monster und dem Vakzin und einer drohenden Revolution. Es hat schon ein paar Seiten gebraucht, bis ich wieder mit allem im Bilde war, dafür ging es fesselnd und spannend weiter. Alle Handlungsstränge finden nach und nach zusammen und Chloe Gong spart dabei nicht an Twists und Turns und Überraschungen, dass die Seiten förmlich fliegen. Das ganze Buch über war man von diesem Sog ergriffen, der einen auch nach einem kurzen Weglegen des Buches immer noch daran denken ließ. Das zeichnet für mich auch ein gutes Buch aus: Eben, dass ich noch später darüber nachdenke.

Die Handlungen wurden vereint, und auch Juliettes und Romas tragische Liebesgeschichte war endlich nachvollziehbarer und authentischer. Vielleicht auch, weil es sich immer mehr Shakespeares Original näherte. Beide agieren und interagieren harmonisch zum Geschehen und bringen die Handlung auch dann ins Rollen, wenn vermeintlich nichts geschieht.

Was mir an diesem Teil auch super gefallen hat, war, dass den Nebencharakteren (vor allem Rosalind, Marshall und Benedikt) eine größere Gewichtung und damit eine einhergehende Bedeutung zukam. Das war genau das, was das Buch glaube ich auch nochmal gebraucht hat, um gut abgeschlossen zu werden - auch, um die doch komplexe Handlung besser zu verstehen. Selbst Rosalinds Rolle war so der Peak-Punkt der Spannung und wirbelte alles auf, dass man als Leser wirklich gut unterhalten wurde.


Einzig und allein die Sache mit dem Monster passt für mich immer noch nicht ins Geschehen. Die Charaktere und die Handlung hatten ein so fesselndes Eigenleben entwickelt, dass das Monster dort eher störte und ein bisschen der Glaubwürdigkeit der Handlung schluckte. Dieses Fantasy-Element passte für mich nicht in einen doch so historisch angelegten Roman. Wobei wir auch schon beim zweiten Kritikpunkt wären. Aus dem Nachwort ging hervor, dass Gong schon daran interessiert war, den Zeitgeist der 1920er widerzuspiegeln. Atmosphärisch und charakteristisch ist ihr das durchaus gelungen, ich mag diesen „rauchigen“ Flair, den mir das Buch vermittelt. Allerdings war es an einigen Stellen schon schwierig - vor allem wenn die Revolution thematisiert wurde - die ganzen Parteien und Koalitionen auseinander zu halten. Das ganze gesellschaftliche Setting hätte einer tiefergehenden Erklärung bedurft, dabei die Kunst aber nicht zu missen, es auf Kosten der spannenden Handlung zu tun.


Book of Night von Holly Black

 



Die Jagd auf das Liber Noctem beginnt





Allgemeines:
- 1. Teil 
- Paperback, eBook
- 18,00 Euro, 14,99 Euro
- Verlag: Droemer Knaur
- Originalausgabe: Book of Night, 2022
- Erscheinungsdatum: 2. November 2022
- Seiten: 480


Worum geht es?
In Charlie Halls Welt können Schatten manipuliert werden, um Macht zu gewinnen. Charlie ist eine Betrügerin, die versucht, sich von der Untergrundwelt des Schattenhandels zu distanzieren. Doch als eine Gestalt aus ihrer Vergangenheit zurückkehrt, wird Charlies Leben ins Chaos gestürzt. Sie gerät in einen Strudel aus Geheimnissen und Mord und bekommt es mit Doppelgängern, merkwürdigen Milliardären, Schattendieben und ihrer Schwester zu tun: Alle versuchen, die Magie der Schatten zu kontrollieren.


Meine Meinung:
Das Liber Noctem, das Buch, um das sich alles dreht, das eine Sogwirkung des Chaos und der Gefahr auslöst und in deren Gravitätszentrum niemand geringeres als Charlie Hall steht. Ich habe mich sehr auf das Lesen gefreut; Holly Black ist für mich einfach die Queen der Atmosphäre und dementsprechend hatte ich auch schon gewisse Erwartungen.  

Die allerdings erfüllt wurden. 

Das Cover ist wunderschön: mysteriös, dunkel, geheimnisvoll und hat es auf jeden Fall verdient, mit dem Cover vorne im Regal zu stehen. Ich liebe diese finsteren Vibes einfach, denn sie machen direkt neugierig zum Lesen. Und gepaart mit einer interessanten Protagonistin fehlte es dem Buch an nichts. 

Charlie Hall hat eine aufregende Vergangenheit hinter sich - früher war sie als Taschendiebin in der Untergrundszene des Schattenmarktes unterwegs und hat jahrelang Probleme quasi magnetisch angezogen. Holly Black setzt am Anfang auf das Kennenlernen sowohl als auch auf Handlung, die einen Einstieg in das Buch gleichermaßen spannend wie ein wenig mühsam machen. Mit Kapiteln der Gegenwart und „Damals“ war es für mich am Anfang ein bisschen schwer, beide Charlies auseinander zu halten und die Geschehen zu trennen. Mit der Zeit gab sich das allerdings und ich wurde vollständig vom Sog des Buches erwischt.  

Nachdem das Magiesystem vertraut war und man auch mit den Schatten-Definitionen zurechtkam, war die ganze Handlung spannend und fesselnd. Ein Netz aus Intrigen und Mysterien, Lügen und nicht vorhersehbaren Twists und Wendungen um 180 Grad, flogen die Seiten förmlich dahin. Charlie schlägt sich durch den Dschungel ihrer Gegenspieler, die alle das gleiche Ziel haben: Das Liber Noctem. Eine Verfolgungsjagd beginnt und zeitgleich erhöhen andere Probleme die Handlungsintensität, die am Anfang ein wenig ausblieb: Fragen um Vinz tauchen auf, das Problem eines lebendigen Schattens musste geklärt werden und Charlies Schwester Posey, die ihre Nase in ihre Angelegenheiten steckt, machen es Charlie nicht einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Alle Handlungsstränge laufen zusammen und das Ende ist absolut klasse. Es passt, auch wenn es sehr sehr neugierig auf Teil Zwei macht. :) 

Charlie als Protagonistin ist so eine ambivalente Angelegenheit. Einerseits mochte ich ihre raue Art, ihr „Ecken und Kanten“-Haben, die schulterzuckende Art, mit der sie schwierigen Situationen begegnet. Auf der anderen Seite war es deshalb schwieriger, mich mit ihr anzufreunden. Sie wirkte distanziert und so verloren in ihrem Leben, das ich manchmal das Gefühl hatte, genau dieses Chaos überträgt sich auch auf mich. Nichtsdestotrotz passte sie perfekt in das Buch und schmiegte sich wunderbar in und an die Handlung. Lediglich die Nebencharaktere hätten etwas mehr Ausarbeitung bedurft, aber vielleicht gibt sich das im zweiten Teil. 

Holly Black ist, wie am Anfang schon erwähnt, für mich die Königin der Atmosphäre. Dunkel, mysteriös, zwielichtig, gefährlich und ständig hat man das Gefühl, Gefahr ist im Verzug. Ich liebe dieses Abtauchen in diese finstere Welt und gepaart mit den Schatten, hatte ich mehr als nur einmal Gänsehaut aufgrund der Düsternis. Ihr Schreibstil ist wie immer flüssig, gut zu lesen und ihr Wordbuilding wunderbar, wenn auch im Vergleich zu ihren vorherigen Werken ein wenig schwächer. 


Alles in einem also wieder ein gelungenes Buch - spannend, mysteriös, komplex - und es macht sehr Lust auf den zweiten Teil.

Klytämnestra von Constanza Casati (Rezension)

 Eine starke junge Frau, die sich ihrem Schicksal nicht beugt.  Allgemeines: - Einzelband - Hardcover, eBook, Hörbuch - 25 Euro, 18,99 Euro ...