»Es war eine echte Tortur, bis ich ihm vertrauen konnte. Erst neulich habe ich erfahren, was für tiefe Narben es Ace eingebracht hatte, dass ich jedes Mal an ihm zweifelte.«
Allgemeines:
- 1. Teil einer Dilogie (bislang)
- Softcover, eBook
- 12,99 Euro, 2,99 Euro
- Originalausgabe
- Erscheinungsdatum: 25. Februar 2020
- Seiten: 400
Worum geht es?
Joyce
Mit Schmerzen kannte ich mich aus. Jahrelang lebte ich in dem Glauben, dass das Leben nichts anderes für mich bereit behielt als Schmerz.
Dann traf ich ihn. Er zeigte mir, dass es etwas gab, das das Leben lebenswert machte.
Ace
Mit Wut kannte ich mich aus. Ich dachte, dass das alles wäre, was das Leben mir zu bieten hätte. Ich wusste nicht, dass ein Stück von mir fehlte.
Bis ich sie traf. Sie zeigte mir, was bedingungslose Liebe war.
Joyce Mitchells einziges Lebensziel ist es, ihre kleine Schwester Annabelle zu beschützen. Dabei hält sie sich von dem männlichen Geschlecht fern. Besonders von den wütenden Exemplaren, denn die machen ihr Angst. Aber was ist, wenn eins dieser Exemplare ihr Leben vor sich selbst und vor ihrem Adoptivvater rettet?
Was wird nun siegen? Die Angst vor der Wut oder Ace?
Mit Schmerzen kannte ich mich aus. Jahrelang lebte ich in dem Glauben, dass das Leben nichts anderes für mich bereit behielt als Schmerz.
Dann traf ich ihn. Er zeigte mir, dass es etwas gab, das das Leben lebenswert machte.
Ace
Mit Wut kannte ich mich aus. Ich dachte, dass das alles wäre, was das Leben mir zu bieten hätte. Ich wusste nicht, dass ein Stück von mir fehlte.
Bis ich sie traf. Sie zeigte mir, was bedingungslose Liebe war.
Joyce Mitchells einziges Lebensziel ist es, ihre kleine Schwester Annabelle zu beschützen. Dabei hält sie sich von dem männlichen Geschlecht fern. Besonders von den wütenden Exemplaren, denn die machen ihr Angst. Aber was ist, wenn eins dieser Exemplare ihr Leben vor sich selbst und vor ihrem Adoptivvater rettet?
Was wird nun siegen? Die Angst vor der Wut oder Ace?
Meine Meinung:
Ein Herz aus Narben - tief berührend, innerlich zerreißend und traumatisch - sowohl für Joyce Mitchell als auch für den Leser. Kacey Youngs Debüt ist ein Roman der ganz besonderen Art: Nicht nur tiefergreifend und spannend, sondern auch ein Pionier in Sachen Traumaverarbeitung und Verbindung mehrerer Genres. Ich war mir am Anfang unsicher, zu welchem Genre das eigentlich wirklich gehört, weil es so viele Facetten abdeckt und so vielgesichtig ist, dass ich entschlossen habe, es "New / Young Adult" zuzuordnen. Denn genau in dem Alter steckt auch Joyce, doch entgegen ihres Alters hat sie schon die schlimmsten Dinge erlebt: Misshandlungen, den Tod der eigenen Schwester und emotionale Folter- und das alles von einem eigentlich Schutzbefohlenen: ihrem Stiefvater James. Direkt zu Beginn wird der Leser in ihre gebrochene Welt aus Angst, Schmerz und Qual geworfen. Direkt zu Beginn fährt es einem eiskalt den Rücken hinab, direkt zu Anfang war es schwer vorstellbar, dass das jemandes Realität sein könnte. Aber Kacey Young schafft es, vor allem den wichtigen Anfang logisch, kohärent und stringent dem Leser näherzubringen, sodass seit Seite Eins pure Spannung da ist und der Drang, weiterzulesen. Denn wir erfahren, dass nach einer missglückten Flucht ihre Zwillingsschwester Madelaine stirbt. Gleich am Anfang wird dem Leser suggeriert: James ist das Monster. Und in diesem Fall der Antagonist, der nicht nur durch Handlungen und Beschreibungen als böse und unmenschlich beschrieben wird, sondern vor allem - und das war für mich das Bemerkenswerteste - durch Joyce Art. Seine Brutalität hat sie geformt, er hat sie zu dem gemacht, was sie zum Start des Buches ist: Seine Leinwand. Das verleiht dem Buch eine ungeheure Tiefe, gleichzeitig bleiben aber auch James Motive schwammig: wie ist ein Mensch zu so etwas geworden? Was treibt ihn an?
Ich muss zugestehen, es ist schwierig, die Seite des Antagonisten einzubauen, wenn die Protagonisten im Vordergrund stehen. Trotzdem bleibe ich dabei, dass niemand grundlos böse ist. Schön wäre es dann gewesen, wenn seine Motive und eventuell auch seine Vergangenheit näher beleuchtet hätten werden können, sodass auch in seinem Charakter die Tiefe steckt, die vor allem Joyces Charakter ausmacht.
Joyce und ihre jüngere Schwester Annabelle werden schließlich von Ace Sanchez aufgegabelt, und finden bei ihm Shelter. Doch auch da bleiben Motive unklar, weshalb er aus freien Stücken - so kommt es zumindest beim Leser an - die beiden aufnimmt, vor allem, da er Joyce erst einmal zuvor in einem Café gesehen hat. Schwammig bleibt hier auch, weshalb Ace, einer der wütenden Exemplare, sie aufnimmt. Hier hätte ein bisschen Klärungsbedarf sein müssen, um das "Aufnehmen in sein Haus" zu verstehen. An der Geschichte ändert der kleine Stolper allerdings nicht, denn sie besteht aus Auf und Abs. Spannend und fesselnd wird dem Leser flüssig beschrieben, wie Joyce sich langsam aus der Reserve traut und Ace ihr ein Gefühl von Vertrauen und Heimat gibt - auch wenn alle ihre Schutzmechanismen ihr anderes indoktrinieren. So ist es letztendlich die Liebe zu ihrer Schwester, die sie dazu bringt, die Hilfe anzunehmen. Ein wirklich wichtiger Punkt, denn es rundet diesen Handlungs- und Drehpunkt ab. Ace und Joyce haben natürlich sofort ein Auge aufeinander geworfen, was gleichzeitig süß und perfekt wie zu zwanghaft rüberkommt. Im Verlauf des Buches gibt es immer wieder Annäherungen, doch genauso auch Rückschritte, die für ein so emotional, mental und körperlich gezeichnetes Mädchen viel abverlangen. Deswegen ist es umso bedeutender zu erwähnen, dass Young diesen komplexen Charakter super näherbringt, die inneren Mechanismen und Schutzwälle deutlich werden und der Leser einen einzigartigen Blick "hinter die Kulissen" bekommt. Joyce handelt ihrem Charakter entsprechend, immer mit einem natürlichem Maß an Skeptizismus, aber auch Luft für Vertrauen. Für den Leser sind einige Reaktionen und Gedankengänge schwierig nachzuvollziehen, vor allem, da es in Inneren Monologen häufig so vorkommt als nehme Joyce alles "auf die leichte Schulter". Angemessen wäre hier gewesen, mehr "Show, don´t tell"- Strukturen zu verwenden, um das noch verständlicher zu machen. Alles in einem einem ist sie aber ein unfassbar vielseitiger und komplexer Charakter, dessen Heilungsprozess einen selbst verändert. Als Leser ist man über das "Stehaufmädchen"
fasziniert, dass Joyces Charakter das Buch zu einem wirklich guten Werk formt.
Wo Joyce ein wirklich gut durchdachter Charakter ist, bleibt Ace leider ein wenig auf der Strecke. Die Kapitel aus seiner Sicht haben wirklich gut geholfen, seine Situation besser zu verstehen und einen Einblick in sein Inneres zu erhalten. Für mich blieb er nach wie vor einschichtig. Es wurden zwar immer wieder Fehler, Fehlschläge und Schwächen betont, die allerdings dem anderen Bild nicht überwogen: Prince Charming, der die Gebrochene aufnimmt und ihre ganzen Gefühlsausbrüche erträgt und kompromisslos ihre Zwänge hinnimmt. Es wirkte zu perfekt, um es so zu betonen, zu unrealistisch meines Erachtens, dass ein Charakter, der eben zu den komplizierteren Menschen gehört, fast schon bedingungslos sich vollständig um einen Menschen kümmert und das Beste für ihn will, ohne seine eigenen Gefühle zu beachten oder seinem beschriebenen Charakter nach zu handeln. Vermutlich kommt es dem Leser aber auch nur so vor, da der Fokus eben auf Joyce lag und ihr komplexer Charakter Vorrang hatte, erzählt zu werden.
Kacey Young hat durchaus Talent, das hat man am Charakter von Joyce gesehen, sie lebendig und vielschichtig zu formen, sodass ich sehr stark davon überzeugt bin, dass Young es schafft, beim nächsten Mal die Charaktere "ausgewogener" zu gestalten, was natürlich Kritik auf hohem Niveau ist.
Stilistisch ist das Buch für ein Debütroman wirklich beachtenswert. Young benutzt Formulierungen, die mich fasziniert gelassen haben, sie schreibt sowohl metaphorisch als auch wortwörtlich auf beiden Ebenen - was von wirklichem Talent zeugt. Hin und wieder treten wenige Imperativfehler und Tippfehler auf, die aber nur in geringem Maße den Lesefluss beeinträchtigen und durch ein professionelleres Korrektorat unterbunden werden könnten.
Der Schreibstil ist das ganze Buch über flüssig, die Wortwahl angemessen und korrekt, Syntax und Grammatik stimmen. An einigen Stellen, speziell die Sätze, wo Joyce innerlich flucht, kommen "unschön" rüber, aber das liegt eher im Auge des Betrachters als wirklich ein Mangel am stilistischen Können. Stilistisch wird vor allem der Heilungsprozess von Joyce sehr gut unterstützt, sodass es dem Buch noch eine ganz andere Facette gibt und es runder und vollendeter wirken lässt.
Eine Schwachstelle ist gegen Ende noch aufgetreten, wo es zwar logisch und kohärent beim Leser ankam, die Handlungen teilweise aber zu "überstürzt" erschienen und auch die Stringenz fehlte. Das beeinträchtigt natürlich nicht den Lesefluss, vor allem zu den wirklich spannenden Aktionen am Ende, doch wirkte es "zu" zufällig als realistisch.
Dem richtigen Ende konnte das jedoch nicht schaden, es war ein gekonnter Abschluss, der Youngs Talent vor allem auf den letzten Seiten noch einmal zum Vorschein gebracht hat und neugierig auf Fortsetzungen macht.
Huhu,
AntwortenLöschentrotz kleiner Kanten hat das Buch wohl doch begeistern können. Auch wenn ich solche überperfekten Charaktere die eben die mit dem Drama- oder der mit dem Drama das gibts ja auch ^^ - über sich selbst stellen, auch schnell anstrengend finde. Zumindest wenn sie es echt übertreiben.
Ich selbst hatte es gar nicht auf dem Schirm. Da ich Liebesgeschichten mit Hintergrund jedoch mag, werde ich wohl trotzdem mal in die Leseprobe reinschnuppern. Irgendetwas lockt mich da schon. ^^
Tintengrüße von der Ruby
Mhm, ich bin da noch etwas zwiegespalten. Danke für deine Rezension auf jeden Fall!
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