Sonntag, 19. Juni 2022

Welch Grausame Gnade von Chloe Gong (Rezension)



1926 – Shanghai pulsiert im Rhythmus der Ausschweifungen



Allgemeines:
- 1. Teil einer Dilogie
- Hardcover, eBook
- 20,00 Euro, 15,99 Euro
- Verlag: Lago
- Originalausgabe: These Violent Delights
- Erscheinungsdatum: 31. Mai 2022
- Seiten: 464

Darum geht es: 
“Welch grausame Gnade” von Chloe Gong thematisiert inhaltlich eine Fehde zwischen zwei Gangs in Shanghai: die Scarlets, denen Juliette angehört und die White Flowers, dessen Erbe Roma ist. Beide haben eine Vorgeschichte, gingen aber getrennte Wege, bis ein Monster in Shanghai erwacht und die Stadt ins Chaos stürzt. Juliette und Roma müssen die Rivalität ihrer Gangs überwinden und zusammenarbeiten, um den Wahnsinn zu stoppen. Dabei kommen sie sich gefährlich näher.





Meine Meinung:
Welch grausame Gnade hat ein atemberaubendes Cover. Der schwarze Hintergrund untermauert ideal die Bildgestaltung im Vordergrund. Der Dolch, um den sich ein goldener Drache windet, verziert mit den Applikationen einer Rosenranke. Detailreich, farbenintensiv und ein richtiger Eye-Catcher. Ich mag das Cover so gerne und kann mich wirklich nicht dran sattsehen. Es ist wirklich wunderschön und versprüht im gleichen Moment auch die Gefährlichkeit des Buches, des Inhalts, um genauer zu sein.
Wir befinden uns im Jahr 1926 in Shanghai. Viele Ethnien treffen aufeinander, es herrscht viel Rassismus. Nichts aber überlagert die Rivalität zweier Gangs: Die Scarlet Gang und die White Flowers. Beide Erben, Juliette und Roma, stehen treu im Dienste ihrer Oberhäupter, natürlich auch, um deren Gunst zu gewinnen, eines Tages das Erbe anzutreten. 
Brutal, grausam und blutig wird der Leser direkt mit dem Problem konfrontiert: Ein Monster erwacht in Shanghai und trägt Insekten in sich, die höchst tödlich sind. Sind besagte Opfer davon befallen, werden sie von dem unwiderstehlichen Drang heimgesucht, sich mit bloßen Händen die Kehlen aufzureißen. Normalerweise finde ich so eine übertriebene Brutalität unpassend; in das raue und triste Shanghai passt es sehr gut. Die Insekten setzen im Gehirn an, warum sich die Opfer allerdings die Kehle rausreißen - dieser Zusammenhang blieb mir unklar. 
Das Monster befällt sowohl Juliettes als auch Romas Gang; der Wahnsinn, wie er genannt wird, sucht ganz Shanghai heim. Und in Anbetracht dieser Bedrohung und wachsender Gefühle füreinander entscheiden sich Roma und Juliette zusammenzuarbeiten, um das Monster zu töten. Dass dabei aber beide ihre Gangs verraten und zusätzlich noch in der Schwebe zu der Beziehung untereinander sind, verkompliziert das ganze und bringt die Handlung gehörig ins Rollen. An Spannung ist es bis dahin kaum noch zu übertreffen und man verschlingt regelrecht Seite um Seite. Fesselnde Nebeneffekte waren natürlich auch Ben und Mars sowie Rosalied und Kathleen, die natürlich einen Teil dazu beitragen, den Konflikt aufzulösen als auch die Schwierigkeit hervorheben, vor denen Juliette und Roma stehen; zumindest was die Vergangenheit betrifft, die sie langsam einzuholen droht. Gegen Ende gab es noch wirklich unvorhersehbare Plottwists, das ich am Ende mit offenen Mund da saß und mich gefragt habe, wie ich das nicht habe kommen sehen. Ein schönes Buch, das mich durchweg mit der Handlung unterhalten hat.
Juliette und Roma sind als Protagonisten Spitze. Enigmatisch, clever, raffiniert. Juliette ist eher die "herbere" von beiden, nicht auf den Mund gefallen, gehöriges Temperament - aber das liebe ich so an ihr! Sie bringt unfassbar viel Stärke mit und verkörpert, wenn auch eher umstritten was ihre Moralität angeht, eine starke Frau, die sich in der Männerwelt von Shanghai nicht unterliegen lässt. Roma ist da eher der " süßere". Lieber, moralgeleitet, und eher zurückhaltend und gemeinsam ergänzen sie sich super. 
Chloe Gongs Schreibstil - Halleluja! Sie hätte über das Wetter schreiben können und es wäre bombastisch geworden. Die Wortwahl, die Stilmittel, so treffend und hervorragend, dass ich wirklich fasziniert bin. Es hat wirklich Spaß gemacht, das Buch zu lesen! Vermutlich liegt das auch im Können der Übersetzer begründet, die so schön zwischen zwei Sprachen transferieren konnten. 
Also, en general, wie meine Spanischlehrerin jetzt sagen würde, bin ich von dem Buch wirklich begeistert. Es transportiert eine einzigartige Atmosphäre, zwei starke Charaktere und einen spannenden Inhalt, der mehr als nur neugierig auf den zweiten Teil macht.

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