Mittwoch, 29. Juni 2022

No Flames Too Wild - Nina Bilinzski (Rezension)

Eine Liebe, die einen Neuanfang möglich macht und alte Schuld heilen kann







Allgemeines:

- 1. Teil einer Trilogie
- Taschenbuch, eBook
- 12,99 Euro, 9,99 Euro
- Verlag: Knaur
- Originalausgabe
- Erscheinungsdatum: 1. Juni 2022
- Seiten: 400

Darum geht es:
Auf der Suche nach ihrem australischen Vater, den sie nie kennengelernt hat, verschlägt es die 21-jährige Deutsche Isabel Tander in die kleine Küstenstadt Eden in New South Wales. Wegen heftiger Buschbrände wird in einem Koala-Reservat dringend Hilfe benötigt, und weil Isabel Geld braucht, nimmt sie den Job an, obwohl sie seit einem traumatischen Erlebnis in ihrer Kindheit Angst vor Tieren hat.
Isabel versucht, sich eher im Büro nützlich zu machen und lernt so Liam kennen, dessen Eltern das Reservat betreiben. Mit seiner ruhigen, nachdenklichen Art fasziniert er Isabel, bleibt aber seltsam verschlossen. Sie kann nicht ahnen, dass Liam, dem die Koalas und das Reservat alles bedeuten, eine riesige Schuld auf sich geladen hat …



Meine Meinung:

Das sehr ansprechende Cover lädt zu einer wunderbaren Reise nach Australien ein. Als Eye-Catcher funktioniert es, das Goldorange mit den blauen Kontrastfarben macht auf den Inhalt neugierig. Normalerweise bin ich eher der Pastellfarbentyp, aber mir gefällt das Leuchten sehr, das von dem Buch ausgeht - passt es gut zum Inhalt und zum Titel selbst.

Der Leser begleitet Isabel und Sophie, wie sie auf ihrer Australienreise in der Kleinstadt Eden ankommen. Melbourne war ein Desaster und so ist es fast schon ein glücklicher Zufall, dass sie in Eden auf das Koala Reservat der Familie Wilson stoßen. Isabel hat, sagen wir mal, natürlichen Respekt vor Tieren, und trotzdem nehmen sie die Jobs auf dem Sanctuary an, Sophie zu Liebe. Das führt natürlich direkt zum ersten Konflikt: Liam, der dreiundzwanzig Jahre alte Sohn von Jack und Ellen, unterstellt Isabel Faulheit und dass sie eine der typischen Work-and-Traveler ist, die eigentlich keine Lust auf Arbeit haben. Sofort begegnet er ihr feindselig und verhält sich wirklich nicht okay. Isabel aber versteht die Welt nicht, versucht trotzdem, fleißig zu sein und es ihm unter die Nase zu reiben, dass sie nicht faul ist. Ich als Leserin bin allerdings verwirrt; wie kann Liam so gemein zu ihr sein, ohne auch nur nachzufragen, was sie denn habe, wenn sie sich ein bisschen zurückhält, Koalas anzufassen? Und zweitens, warum erzählt Isabel ihm nicht einfach, dass sie aufgrund eines traumatischen Ereignisses ihrer Kindheit Angst vor Tieren hat und ein bisschen Zeit braucht, um auch mit den überaus lieben Koalas warm zu werden? Dieses, nennen wir es mal Missverständnis, nervte mich beim Lesen, vor allem zu Beginn. Es hinderte mich, eine Verbindung zu den Charakteren aufzubauen, die bis zur die Hälfte des Buches relativ blass blieben, fast schon langweilig, und ich fast gelangweilt war. Dazu ein Schreibstil, an den ich mich erst mal gewöhnen musste. Von Nina Bilinzski habe ich bereits ihre Reihe „A Fire between us“ gehört und war  eigentlich von dem Schreibstil und den Charakteren überzeugt. Ständig doppeltgemoppelte Sätze, ein ziemlich aufgeblähter Schreibstil und viele Füllwörter führten das dazu, dass ich das Gefühl hatte, einfach in der Handlung nicht voranzukommen. Dazu wurde ständig von Liams Geheimnis geredet, und der Leser immer wieder an seine Tat erinnert, die dem Image des Reservats geschadet hatte, aber aufgelöst wurde es erst gegen Ende des Buches. Ich erreichte ein Viertel des Buches und war ehrlich enttäuscht. Ich habe mich auf ein wunderschönes Wohlfühlbuch mit australischem Setting gefreut, lebendigen Charakteren, und ein paar Stunden des Lesens, Deutschland um mich herum auszublenden und mich selbst nach Australien zu träumen. Wäre Corona nicht gewesen, hätte ich selbst ein Auslandsjahr in Australien gemacht und war deswegen ziemlich hyped. 

Aber, und jetzt kommt das große Aber: Ich habe weitergelesen. Und meine Erwartungen wurden danach übertroffen. Ich glaube, es hat dieser eine Handlungsaspekt zu Beginn gefehlt, der die Handlung ins Rollen brachte. Als Isabel nämlich auf die Idee kam, das Reservat mit einem professionellen Marketing zu unterstützen, taute auch Liam auf und wurde angenehmer. Die kleine Koaladame Amélie brachte zudem frischen Wind und endlich packte mich das Buch. Isabel und Liam führten gute Gespräche, die auch mehr über ihre Vergangenheit verrieten und die Luft zwischen ihnen wirklich zum Knistern brachte. An Dynamik fehlte es auch dann nicht, als Isabel mehr über ihren Vater herausfand, Liam sehr reflektiert über sein anfänglich ungerechtes Verhalten nachsann und auch Liams Freunde Alicia, Kilian, Kate und Fotini sehr zur Unterhaltung des Lesers beitrugen. Ab der Hälfte des Buches war ich wirklich gefesselt und gespannt, weiterzulesen. Die Unebenheiten des Schreibstils konnte ich dann auch relativ gut ausblenden, weil die Charaktere ein Eigenleben entwickelten, dass das Lesen wirklich Spaß machte und ich überhaupt nicht mehr darüber nachdachte, wann das Kapitel zu Ende war. Ich bin also doch sehr froh darüber, weitergelesen zu haben. Nach den Startschwierigkeiten, die ich mit dem Buch hatte, habe ich mich bis zum Ende gut unterhalten gefühlt und war vollkommen im australischen Setting angekommen. Die transportiere Atmosphäre verleitet sehr zum Träumen und Wohlfühlen. 

Alles in einem also ein Buch, das mit jedem Kapitel besser wurde und mich am Ende auch noch überzeugen konnte. 

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