Geheimnisse
Verrat
Verführung
Magie
Willkommen in der Alexandrinischen Gesellschaft
- 1. Teil
- Hardcover, eBook
- 22,00 Euro, 4,99 Euro
- Verlag: Fischer TOR
- Originalausgabe: The Atlas Six
- Erscheinungsdatum: 28.09.2022
- Seiten: 544
Darum geht es:
Die Bibliothek von Alexandria ist niemals untergegangen, sie verwahrt im Verborgenen seit Jahrtausenden die dunkelsten Geheimnisse der Menschheit. Alle zehn Jahre bekommen die talentiertesten Magier*innen ihrer Generation die Möglichkeit, das uralte Wissen zu studieren: Jene, die die Initiation überstehen, erwarten ungeheurer Reichtum, Macht und Weisheit. Doch von den sechs Auserwählten werden nur fünf überleben.
Dieses Mal sind mit dabei: Libby Rhodes und Nico de Varona, zwei begnadete Physiomagier von der New York University of Magical Arts, die einander nicht ausstehen können. Die Telepathin Parisa Kamali und der Empath Callum Nova, beide Meister der Manipulation. Tristan Caine, der zynische Sohn eines Londoner Gangsters, der jede Illusion durchschauen kann, und Reina Mori, eine mysteriöse Naturmagierin aus Japan.
Zwischen den mächtigen Adepten beginnt ein Spiel auf Leben und Tod.
Meine Meinung:
Wieder stehe ich da, gerade ein Buch beendet, und wieder weiß ich nicht so recht, wie ich eine Rezension formulieren soll. Natürlich sehe ich meine kleinen Notizen, dieses Gefühl, das nach dem Lesen bleibt und mir kribbelt es in den Fingern, endlich loszuschreiben. Das Problem ist, dass ich nicht so recht weiß, was ich über dieses Buch denken soll. Es war einfach… so anders. Nicht im negativen Sinne, allerdings hat es mich auch nicht umgehauen.
Das Cover ist wirklich super. Mystisch, dunkel, und ich mag diese umlaufbahnähnlichen Anordnungen der kleinen Details. Es passt einfach ohne Wenn und Aber zum Inhalt. Und gerade diese farbliche Schlichtheit finde ich sehr anziehend und hat mich sehr neugierig auf den Inhalt gemacht.
Direkt nach dem Lesen des ersten Kapitels wusste ich, dass es mir gefallen würde. Ich habe schon ein paar andere Dark Academia Romane gelesen, und die haben mir alle so mittelmäßig gefallen und irgendwie hatte ich die Hoffnung, dass The Atlas Six meine Meinung nochmal ändern würde… und ich würde sagen: Es hat geklappt. Es ging spannend los. In den ersten sechs Kapiteln werden wir den sechs Protagonisten vorgestellt, die alle außergewöhnliche Talente besitzen, die in der Magie fußen. Medäer, werden die Menschen genannt, die sich diese Magie zu Nutze machen können. Und unsere Sechs sind Medäer mit unfassbaren Potenzial, weshalb sie auch von Atlas gewissermaßen… kuratiert werden. Obwohl, rekrutiert besser passen würde. Sehr spannend gestaltet, weil der Leser den sechs Protagonisten individuell vorgestellt wird und schon einen ersten Einblick in die magischen Talente erhält, ohne trotzdem genau zu wissen, warum wieso und weshalb. Ein sehr fesselnder Einstieg, und ein unterhaltsamer auch dazu; die ersten Kapitel haben mir wirklich sehr gefallen. Unsere sechs hausen dann in einer Villa und haben Zugang zu fast jedem Werk der Alexandrinischen Bibliothek. Während sie miteinander klarkommen zu versuchen, besuchen sie Kurse, forschen und studieren verschiedene Themen, bis sich recht schnell dieser eine Fakt herausstellt, der von da an die Spannung mächtig ins Kurbeln bringt: die sogenannte Initiation. Einer von ihnen muss sterben. Und er muss von ihnen umgebracht werden. Das sorgt natürlich für Aufruhr. Wie es ausgeht und wen es erwischt, bleibt natürlich geheim und fesselt einen bis zum Schluss.
Sehr gut gefallen hat mir der gesamte Weltenaufbau. Es war einfach deswegen spannend, weil es so anders war. Die Idee hinter dieser Magie ist einfach genial. Ich mochte die jeweiligen Fachgebiete der Protagonisten und auch, wie es umgesetzt wurde. Das war sehr erfrischend. Libby und Nico, die im Prinzip Herr über physische Bestandteile waren und auf molekularer Ebene hantierten, Reina, die “Mutter” der Vegetation war und wie Pflanzen selbst als Katalysator für Energie diente, Tristan, der Illusionen durchschaute.
Im Verlauf des Buches wurde mir immer mehr bestätigt, dass Olivie Blake mehr auf Spannungen und Handlungen zwischen den Charakteren baut, als externe Handlungen. Eigentlich sind diese Charaktere und ihre Beziehungen zueinander der Hauptteil des Buches. Kapitel für Kapitel erfährt man mehr über sie, über diese Geheimnisse, die jeder von ihnen in sich trägt, die Ziele und Motivationen, die jeden von ihnen einzigartig macht. Chapeau an Blake, diese sechs sind wirklich grandios ausgearbeitet worden. Aber auch “Neben”rollen wie die von Dalton oder Atlas selbst haben an einigen Stellen die Handlung gut gewürzt, wenn man so sagen darf. Unterstützt wurde das ganze dann auch, wenn aus den unterschiedlichen Sichten erzählt wurde, weil die gesamte Dynamik bis zum Ende hin genau das blieb: dynamisch. Man kannte zwar jeden von ihnen und ahnte, aber letztendlich tappte man als Leser komplett im Dunkeln, was sehr schön und unterhaltsam war, weil sich dadurch keine Handlung wirklich voraussehen ließ.
Allerdings muss hier auch angemerkt werden, dass es zwar wenige Charaktere waren, die sechs verschiedenen Sichten doch manchmal überfordernd waren. Es dauert bis zwei Drittel des Buches, bis ich Callum endlich von Tristan unterscheiden konnte. Libby, Nico, Reina und Parisa waren gut zu differenzieren, auch Daltons und Atlas’ Rolle waren klar, aber das ist nur ein kleiner Knick in der Krone.
Der Eindruck, der aber insgesamt blieb, war nicht das grandiose Finale, sondern eher der Weg dahin. Zwar waren die Charakterhandlungen und -dynamiken spannend und unterhaltsam, aber irgendwie fehlte dieses gewisse Etwas an Spannung. Man las zwar weiter und wollte auch wissen, wie es ausging, aber irgendwie fehlte dieser “krasse” Drang zum Weiterlesen. Diese Wendepunkte fehlten, weil es sich doch alles schlüssig und kohärent aufbaute und mir irgendwie dieser Moment fehlte, wo ich echt sehr überrascht war.
Was ich aber überaus positiv in Erinnerung behalte, ist dieser einfach unfassbar gute Schreibstil. Olivie Blake beherrscht es einfach und die Übersetzer haben wirklich herausragende Arbeit geleistet. Die Wortwahl, diese ganzen rhetorischen Mittel haben mich wirklich in Staunen versetzt. Ich bin immer noch einfach sprachlos, wie mich dieser Stil einfach umgehauen hat. Definitiv werde ich in Zukunft mehr von Olivie Blake lesen und fiebere jetzt schon auf den zweiten Teil von “The Atlas Six”, nämlich “The Atlas Paradoxon” hin. Ein bisschen gedulden muss man sich aber noch.
Fazit: Da mir dann doch dieses gewisse Etwas fehlte, aber alles andere wirklich nur lobenswert ist, würde ich The Atlas Six bei 4,5 Sternen von 5 einordnen, was bei mir in etwa so viel bedeutet: Würde ich auf jeden Fall weiterempfehlen und gerne noch einmal rereaden, hat mich aber nicht hundertprozentig vom Hocker gehauen. :)
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