Samstag, 16. September 2017

Reihenreview zu der Midkemia-Saga

"Wenn du nicht endlich loslässt, lebst du mit der falschen Hoffnung." -Raymond Feist





- Tetralogie (Die Reihenfolge der einzelnen Teile könnt ihr hier nachlesen.)
- broschiert
- 10,99 Euro
- Verlag: Blanvalet 
- Originalausgabe: The Riftwar Saga 1982-1986
- deutsch: 2016
- Seitenanzahl im Durchschnitt: 573

WORUM GEHTS?

Das Königreich Rillanon befindet sich im Krieg. Doch nicht nur der Feind von außen bedroht den Frieden, denn Intrigen und Verrat beherrschen den Königshof, und so wird viel zu spät auf die Invasion reagiert. Der Magierlehrling Pug und sein bester Freund, der junge Krieger Tomas, wissen nichts von den Geschehnissen bei Hofe. Für sie bedeutet dieser Krieg eine Möglichkeit, sich zu beweisen und vielleicht sogar Ruhm zu erlangen – bis sie Teil der Intrigen werden und den wahren Schrecken des Krieges begegnen


MEINE MEINUNG:

1. Teil:
Das Cover hat mich magisch angezogen. Es ist nichts Besonderes; eher schlicht gehalten und mit sanften Farben. Wahrscheinlich war es dann aber doch das Symbol, das mich angeschrien hat: lies mich! Lies mich!
Eine Woche später hatte ich das Buch. :) Sofort habe ich begeistert angefangen zu lesen. Das erste Kapitel hat mich erst einmal verwirrt, muss ich zu geben und der Zeitsprung danach dann auch... aber dann kam ich sehr gut in das Buch hinein.
Der Anfang war dann leider sehr, sehr schleppend und langatmig. Irgendwie kam ich lange nicht weiter, musste ständig Lesepausen einlegen, damit ich das Buch noch durchschaffe. Mit jedem Kapitel dann wurde es immer spannender. Auch wenn man sich am Anfang hätte viel kürzer fassen können, fehlte es trotzdem an Spannung. Man konnte ständig schon voraussehen, was als nächstes geschehen würde und irgendwie wusste man bis zum nahem Ende des Buches nicht so, worum es wirklich genau jetzt geht. Kurz vor Ende, etwa 100 Seiten davor, zog sich die Spannung rasch an. Ich habe es wirklich in einem Rutsch dann durchgelesen und war froh, dass es sich noch zum Guten gewendet hatte.
Vor allem von Arutha, einem Prinzen aus Crydee hätte ich mir mehr gewünscht. Zwar wurde er zum Ende sehr wichtig, doch hat man fast gar nichts mehr wirklich über ihn erfahren. Ganz im Gegensatz zum eigentlichen Protagonisten, Pug, dessen Leben am Anfang des Buches sehr detailreich beschrieben wurde, aber dann immer mehr an Bedeutung verlor. Gleich unter mischten sich Perspektiven von Tomas, Pugs Freund. Sie waren sehr interessant und gut beschrieben.
Allgemein hätte ich mir mehr Spannung gewünscht, mehr von den Charakteren zu erfahren und mehr von der mysteriösen Magie, die vor allem im Vordergrund am Anfang des Buches stand.
Der Schreibstil von Raymond Feist ist ein bisschen anstrengend und gewöhnungsbedürftig, aber nachdem man einmal drin war, konnte man auch ganz leicht weiter lesen.


2. Teil:
Ich würde fast schon lügen, wenn ich sagen würde, dass der zweite Teil nahtlos an den ersten anschließt. Tut er nämlich nicht wirklich. Zu Beginn liegt ein Zeitsprung von fast vier Jahren vor - und hat besonders mich zu Anfang sehr verwirrt. Trotzdem konnte ich mich dann schnell mit Pugs neuer Identität als Sklave gut zurechtfinden und war dann auch relativ schnell wieder im Buch drin - trotz des wirklich enormen Zeitsprungs. Man hat neue und interessante Charaktere kennengelernt, die alle unterschiedlich waren und die Story zu Beginn sehr spannend gemacht hatten. Dann kam leider wieder ein Zeitsprung - ich glaube dieses Mal waren es fünf Jahre - und ich war komplett aus dem Buch draußen.
Meine Rezension wird deswegen auch nicht ganz so positiv ausfallen.

Der erste Teil war wirklich um Längen besser. Er hat mich gefesselt - hat die Ereignissen aus unterschiedlichen Sichten erzählt und man kam in eine Welt, die man sich sehr gut vorstellen konnte. Bei dem zweiten Teil hat mir das aufgrund der häufigen Wechsel leider sehr gefehlt- mein Lesefluss wurde dadurch unterbrochen und die Story wirkte unrund- als ob der Autor nicht mehr gewusst hat, was er schreiben soll. Durch die Wechselhaftigkeit viel es mir sehr schwer, mich immer wieder an eine neue Version von Pug zu gewöhnen- mal hieß er Pug, mal Milamber, dann wieder Pug und immer so weiter. Mir ist klar, dass das teilweise auch zur Story gehört- den Umständen vor allem im Kloster auf der Magierschule entsprechend.
(Spoiler folgend)
Außerdem hatte ich ständig das Gefühl, nicht wirklich im Buch drin zu sein. Als ob alles in Watte gepackt wäre und man nie wirklich Tiefe bekam. Sonst bin ich ein sehr emotionaler Mensch, der bei jedem kleinen Tod Tränen vergießt, aber hier konnte mich nicht mal der Tod eines alten Charakters rütteln.
(Spoiler endend)

Doch neben der Story von Pug wurden auch alte Charaktere wieder eingebunden; zum Beispiel Lyam aus dem esten Teil und natürlich Arutha wieder. Wo Arutha anfangs im Vordergrund stand und ein Abenteuer beschritt, trat Lyam, der Bruder, wieder langsam in den Vordergrund. Hier bekam man dann teilweise das Tiefegefühl wieder. Während sich die Kapitel von Pug zogen, wurde bei Arutha fast schon angezogen. Ich hätte mir ein bisschen mehr von dem Prinzen von Crydee erwünscht.

Zum Ende hin konnte mich das Buch doch wieder packen. Das Eröffnen von Geheimnissen fesselte mich wieder und auch ein paar Überraschungen und Wendungen machten das Buch wieder interessant, sodass die letzten Seiten geradezu hinflogen.

Der Schreibstil von Raymond Feist war sehr angenehm. Man kam nicht ins Stocken, doch leider hat manchmal der "alte" Sprachduktus das Lesen erschwert und kaum das "innere-Sog-Feeling" entdecken lassen.

Die Handlungen der Charaktere waren auch größtenteils nachzuvollziehen

3. Teil:
Im Gegensatz zu dem zweiten Teil, konnte dieser die Waage wieder ins Gleichgewicht bringen. Ich muss zugeben, dass ich nach dem zweiten Teil wenig Hoffnung auf Besserung hatte; deswegen bin ich auch schon nahezu ohne Erwartungen daran gegangen; und trotzdem hat mich dieser Band wirklich überrascht.
Assassinen und Beschwörungen und Intrigen gehören allgemein zu einem meiner Lieblingsbuchthemen, und Raymond Feist hat das in dem dritten Teil der Midkemia-Saga sehr schön vereint. Es war wirklich von der ersten Seite an wieder komplett spannend und eine Atmosphäre herrschte, wie man sie aus manchen Game of Thrones Momenten kennt. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, ich befände mich in Dorne oder Meereen. Der innere Sog ließ zwar kurz nach der Hälfte nach; doch die Spannung tauchte bis zum Ende wieder auf. Genauer möchte ich darauf auch gar nicht eingehen, sonst würde ich nämlich zu viel spoilern.
Auch wenn der dritte Teil nicht wirklich nahtlos an den zweiten anschließt, kam man doch sehr gut in das Buch hinein. Es gab ein Wiedersehen mit alten Charakteren, von denen ich vor allem Arutha ins Herz geschlossen habe; aber es gab auch allerhand neue Charaktere, wie zum Beispiel Jimmy, der durch einen unglücklichen Zufall auf Arutha trifft.
Das Buch bewegt sich hauptsächlich in der Perspektive von dem Prinzen von Crydee, gar nicht mehr wirklich auf Pug. Und wenn der Anfang langsam vor an ging, muss ich zugeben, dass der Klappentext nicht zu viel verraten hat und es einen neugierig macht, unbedingt weiterzulesen; ich meine Carline muss gerettet werden!

Der Schreibstil ist wie immer sehr angenehm. Die Sätze sind flüssig verkettet und man kommt auch nach einer längeren Pause wieder sehr gut ins Buch.
Mein Lieblingszitat:
"Lang lebe der König!" - S. 30

4. Teil:
 
Ein wirklich gelungener Abschluss der Reihe- es ging um Liebe, Krieg, Magie und Erlösung- und um eine Menge Schockmomente.
Der vierte und letzte Teil der Midkemia-Reihe hat mir am besten gefallen. Direkt am Anfang wurde man ins Geschehen katapultiert und nicht wie die anderen Teile am Anfang mit neuen Charakteren verwirrt. Relativ schnell wurde es dann auch spannend und hielt sich bis zum Ende. Ein paar Stellen haben sich gezogen; dafür wirkten dann die überraschenden Stellen viel besser und der Schockmoment stand auf deren Seite. Was ich wieder gut fand, waren die vielen Momente, wo man mit klopfendem Herzen dasaß, und sich fragte, ob das nun gerade wirklich geschehen war.
Dunkel über Sethanon hat im Gegensatz zu den anderen für mich eine angenehme, spannende Atmosphäre, in der man sich wirklich gerne aufhält. Der innere Sog des Buches war faszinierend und fesselte einen förmlich an dem Geschehen.
Gut war meiner Meinung nach auch die häufigen Sichtwechsel. Jedes Kapitel hatte ungefähr dann fünfzig Seiten, sodass man sich nicht ständig an den neuen Charakter und dessen Situation gewöhnen musste. Das Hauptaugenmerk lag hier wieder auf Arutha, der einer meiner Lieblingscharaktere geworden ist, obwohl er erst Ende des zweiten Teils wirklich wichtig und hervorgehoben wurde. Pug (Milamber) und auch Tomas, Martin und Jimmy kamen wieder nicht zu kurz und erzählten die Geschichte und trieben sie auf ihre Art und Weise spannend voran. Sie waren nicht oberflächlich beschrieben und man konnte sie in ihrem Handeln gut verstehen und mit ihnen mitfühlen.
So trugen allein die Charaktere für einen spannenden Aufbau der Geschichte bei, der bis zum finalen Showdown auch fesseln blieb. Vielleicht hätte man an dieser Stelle auch ein bisschen mehr Handlung einfließen lassen können und manche Situationen mehr beschreiben können, denn trotz der angenehmen Atmosphäre und den realistisch handelnden Figuren, hatte ich das Gefühl nie wirklich im Buch drin zu sein. Ich habe mich eher als ein auktorialer Betrachter gefühlt, als wirklich mit im Geschehen mit drin zu sein.
Raymond Feists Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig; die Sätze oft kompliziert und man muss sie manchmal zweimal lesen, um sie richtig zu verstehen. Es liegen jedoch nicht nur Parataxen vor, sodass man trotzdem flüssig und ohne Stocken lesen kann.
Ich finde den Teil wirklich einen gelungen Abschluss und freue auf die weiteren Bücher von Raymond Feist! J
 
Lieblingszitat: „Ich will mich nicht zu einem Gefangenem in meinem eigenen Heim machen lassen.“ S. 44


Ich hoffe, dass euch diese kleine Zusammenfassung noch einmal gefallen hat! Wenn ihr mehr Infos wollt, könnte ihr die einzelnen Rezensionen zu den Teilen hier noch einmal finden:

1. Der Lehrling des Magiers
2. der verwaiste Thron
3. Die Gilde des Todes


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