Sonntag, 14. August 2022

In unserem Universum sind wir unendlich - Sarah Sprinz (Rezension)

 »Ich komme damit klar«, sagte ich. 
Später begriff ich, dass es die größte Lüge war, die ich Emil je erzählt hatte. 
Kackendreist hatte ich ihm ins Gesicht gelogen. 
Wir wussten das beide.  (S.187)






Allgemeines:
- Einzelband
- Hardcover, eBook
- 16,00 Euro, 12,99 Euro
- Verlag: Thienemann Esslinger
- Deutsche Originalausgabe
- Erscheinungsdatum: 27. Juli 2022
- Seitenanzahl: 428

Worum geht es?
Emil wird sterben. Es ist das Erste, was Ansel über ihn erfährt, als er ihn bei seinem Praktikum auf der Intensivstation kennenlernt. Eine Tatsache, die sich nur zu leicht ignorieren lässt, während sich die beiden Hals über Kopf ineinander verlieben und sich in ihrem gemeinsamen Universum verlieren. Da zählt nur noch Emils Wunsch, den Ansel erfüllen möchte: einen Roadtrip bis nach Schottland. Auf dieser Reise wächst Ansel über sich hinaus und ist schließlich doch kein bisschen bereit für das Unausweichliche ...


Meine Meinung: 


Es fiel mir recht schwer, eine Rezension zu formulieren. Meine Emotionen und Gedanken um dieses Buch waren so chaotisch und doch so klar, dass ich es nach Beenden erst ruhen lassen musste. Die Gefühle waren einfach zu intensiv, um eine halbwegs anständige Rezension zu formulieren.

Beginnen wir mit dem Cover. Einzigartig und schön! Tatsächlich nicht das, wo ich als erstes zu greifen würde, weil ich eher auf helle Farben reagiere und doch könnte ich mir kein passenderes Cover vorstellen. Die dunkle Landschaft, die damit perfekt harmonierenden Schriftzüge und Emil und Ansel, die oben klein in den Sternenhimmel blicken. So deep einfach. Der Titel untermalt das ganze und ließ schon vor Lesen erahnen, dass es eine absolute Herzensgeschichte werden wird. Und selbst jetzt könnte ich heulen, wenn ich eine Sekunde länger über den Titel nachdenke und die Geschichte, die er erzählt.

Es ist die Geschichte von Emil und Ansel. Emil ist schwerkrank, Hirntumor, unheilbar. Ansel ist gesund und doch hat er seinen Platz in der Welt noch nicht gefunden. Bei seinem Praktikum auf der Intensivstation lernen sie sich kennen und freunden sich an. Ihr Kennenlernen hatte etwas Ungezwungenes, etwas Natürliches, es war einfach passend - da wurde nichts von Seiten der Autorin zwanghaft ins Rollen gebracht, es passierte einfach und es passte. Emil der trotz Hirntumor nicht auf den Kopf gefallen ist und Sätze sagte, von denen ich mir jeden einzelnen markierte, weil sie einfach poetisch und wahr waren. Ansel, der so ein bisschen unsicher und authentisch war, was den Umgang mit Emil anging. Die Charaktere sind so gut ausgearbeitet, so realistisch gestaltet und man spürt den Zauber, diese Magie, dass sie im Buch ein Eigenleben entwickeln und die Handlung voranbringen, selbst wenn vermeintlich „nichts“ passierte.

Vor allem bis zur Hälfte des Buches wurde fiel an der Atmosphäre und an den äußeren Umständen gearbeitet, bis sich Ansel und Emil dann endlich - wie im Klappentext versprochen - zu dem Roadtrip aufmachten. Ich freute mich auf deren Reise und konnte kaum erwarten, dass es endlich losging und doch genoss ich den ersten Teil des Buches in vollen Zügen. Emil und Ansel, die sich annähern. Ansel, der mit seinen Freunden und seiner Sexualität zu kämpfen hat, denn auch wenn Emil und Ansel zusammen in einer anderen Welt waren - sobald Ansel diese verließ befand er sich wieder in der Realität, wo nicht jeder so verständnisvoll wie Emil war.

Die Reise der beiden, erst durch Paris, dann nach England bis nach Schottland war magisch. Ich ließ mich vollkommen einlullen, war gespannt und gefesselt von Sarah Sprinz´ Worten, und schloss die beiden Protagonisten Seite für Seite mehr in mein Herz. Da konnte ich Ansel mehr als gut verstehen, wie er sich fühlte: es war zu leicht, zu vergessen, dass das unvermeidliche Ende immer näherrückte. Dass Tränen über Tränen flossen, muss ich glaube ich nicht erwähnen. Ich dachte, wie Ansel, ich wäre bereit für das Ende, aber es erwischte mich mit unvorhergesehener Kraft. Das ist es, auch wenn es echt schmerzhafte Tränen waren, was das Buch für mich zu einem absoluten Jahreshighlight macht. Diese Emotionen. Dass Sprinz fähig war, mich so in den Bann ihrer Worte, ihrer Charaktere zu ziehen, dass ich glaubte, in deren Welt mitzuleben. Ich liebe es, zu lesen und Emotionen zu erleben, denn dann weiß ich, dass ein Buch richtig, richtig gut ist. Und dieses Buch erfüllte es. In unserem Universum sind wir unendlich - Ja, Emil und Ansel, das seid ihr und ich werde euch mit Sicherheit nie vergessen.

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