Mittwoch, 15. Januar 2025

Dark Venice von Antonia Wesseling Rezension

Willkommen in Venedig
In der Stadt der Liebe
... und der Lügen



Allgemeines:
1. Teil
- Taschenbuch, eBook, Hörbuch
- 15,99 Euro, 12,99 Euro
- Originalausgabe
- Verlag: forever
- Erscheinungsdatum: 17.10.2024
- Seiten: 448

Darum geht es:
Als Merle für ein Auslandssemester nach Venedig kommt, hat sie vor allem eins im Sinn: einer großen Familienlüge auf den Grund zu gehen. In der Lagunenstadt trifft sie auf eine junge Italienerin, die ihr kurzerhand ein Bett im Casa Nera anbietet. Während sie von Giulia mit offenen Armen in dem alten venezianischen Hotel empfangen wird, verhalten sich ihre vier Mitbewohner Merle gegenüber kühl und distanziert, allen voran der verboten attraktive Matteo. Merle wird den Eindruck nicht los, dass er etwas vor ihr verbirgt. Und auch sie hält ihren wahren Grund der Reise geheim. Als sie in der Uni Gerüchte über die Clique hört, sind es nicht nur seine Blicke, die Merles Knie weich werden lassen. Denn dieses Semester steht mehr auf dem Spiel als ihr Herz: die Wahrheit.

Meine Meinung
Merle - jung, abenteuerlustig und Auslandsstudentin in Venedig.
Matteo - ebenfalls jung, weniger abenteuerlustig und normaler Student in Venedig.
Beide haben ein Geheimnis, beide sind sich ein Geheimnis.
Wir lernen Merle bei ihrer quasi-Flucht aus Deutschland kennen: „Nichts wie weg“ und „Ciao Venedig!“ (in Italien übrigens eine Grußformal wie unser „hallo“.) In Venedig angekommen reihen sich die Unglücksfälle: Ihr Hotel wurde storniert, sie ist quasi auf der Straße gestrandet und ihr fehlt der moralische Support ihrer Eltern. Doch dann kommt Gjulia, eine nette junge Studentin, die Merle aufgabelt und in das Casa Nero „einlädt“. Dort wohnt Gjulia mit ein paar anderen Jungs in einer WG. Für Merle erst mal der Rettungsanker, doch im Casa Nera ist die Atmosphäre genau so, wie der Name des Hotels. Die Jungs, vor allem Matteo, begegnen ihr mit Argwohn, Misstrauen und Unfreundlichkeiten. Merle bleibt sympathisch, mit ihrer humorvollen Art löst sie die Situationen, bietet den Jungs die Stirn. Dass sich Gjulia als wirklich coole Nebenfigur entpuppt, freut das Leser:innenherz.
Während Merle sich einlebt, sowohl im Uni-Setting, als auch (wenn allerdings nicht wirklich) im Casa Nera, erfahren wir mehr über Merles eigentliches Ziel hier: Natürlich ein Auslandssemester, aber auch der vergangenen Liebe ihres heißgeliebten, aber verstorbenen, Opas aufzuspüren. Dass sie dabei mit Matteo in Kontakt gerät, war nicht abzusehen, aber spannend.
Die beiden zicken sich an, wortfechten, kontern, und verlieben sich nach und nach ineinander - Unterhaltung pur.
Mein Highlight und Wendung des ganzen Buches war das heimliche Hineinschleichen in das Theater. Ich habe sehr mitgefiebert, war von dieser neuen Idee in einem Buch sehr begeistert und habe die Stelle direkt nochmal gelesen, hahahaha.
Bis zum Ende war es ganz unterhaltsam, irgendwie passierte nicht viel und doch unfassbar viel? Ich kann es nicht beschreiben. Das letzte Kapitel war natürlich vollkommener Cliff-Hanger - aber macht auch wahnsinnig Lust auf den 2.Teil. Denn er weckt die Hoffnung, Matteo näherkennenzulernen, der im ersten Teil erst mal relativ oberflächlich blieb und mit dem ich deshalb nicht so gut connecten konnte.
Antonia Wesselings Schreibstil ist flüssig, in Kombination mit Merle unfassbar lustig und es war sehr erfrischend, in Dark Venice einzutauchen. Ich freue mich sehr auf den 2. Teil! 

Wer einen kleinen Lesevlog zu dem Buch sehen möchte, kann man auf Instagram @seitentraeumer vorbeischauen :)

Sonntag, 12. Januar 2025

Der Klang der Stille - Sven Schnee (Rezension)

 »Manchmal ist es nicht die Musik, die wir ändern müssen, sondern, der Kontext, in dem wir sie erleben.« (S. 22)



Eine Hymne an die Musik, eine Elegie zur Selbstfindung und sein Selbst in der Musik zu finden. Der Klang der Stille - ein Paradoxon, das zum Nachdenken anregt. Ein Buch, das nachschwingt, Zeilen, die bleiben. 

Der Leser erlebt ein Buch voller schöner Tellings und Take-Away Messages. Ich glaube, wäre es ein Print, wäre es zumindest bei mir voller Post-Its. »Rhythmus hat keine Worte, aber er erzählt dir Geschichten. Vielleicht hat er dir gerade deine erzählt.« (S. 16). Meine zwar nicht - aber die von Lukas. Der hat sich in seinem stressigen Beruf als Musiklehrer verloren und von der Musik entfremdet. Kein Wunder, dass er da so unglücklich ist und sich nach etwas sehnt, das ihn wieder erdet. Also nimmt er sich eine Auszeit und reist an verschiedene Orte, Bali, Japan, etc., um dort wieder mit der Musik zu connecten. Es hat so ein bisschen was von Das Café am Rande der Welt - nur eben in musikalisch. Es gibt keine hektischen Handlung, keine »Spannung« im klassischen Sinne; eher eine Galerie von stillen Momenten, mehr Eindrücke und Szenisches, die dem Buch insgesamt eine zugrundeliegende Ruhe verleihen. Ein malerischer, bildlicher Schreibstil ermöglicht ein flüssiges Lesen. Ich bin insgesamt auch gut durch das Buch durchgekommen, auch wenn das ja normalerweise nicht das ist, was ich lese. Für den Horizont hat es auf jeden Fall gut getan und ich weiß endlich, was sich hinter Taketina versteckt. (Nein, keine Kampfsportart. :)). Der rote Faden war durchweg erkennbar und am Ende hat sich der Kreis geschlossen und das Puzzle war vollständig. Das Wiedersehen mit Martin und Mira, und ein paar Gedanken von den beiden mitzubekommen, war auch ein schönes Ende für das Buch. 

Gleichzeitig gibt es auch ein paar Sachen, über die ich gestolpert bin: Es ist Selfpublishing, das vorweg, was an der Qualität keinen Abbruch tut, trotzdem hätte dieses Buch dringend ein Lektorat und Korrektorat gebraucht. Mal war der Apostroph so ' , dann wieder ` so,  Anführungszeichen und Kommas waren manchmal in der falschen Reihenfolge, Tippfehler, Tempusfehler - alles dabei. Nicht so, dass es den Lesefluss eingeschränkt hätte, aber doch, dass es auffällt. Den Lesefluss außerdem hat gestört, dass die Abstände zwischen den Absätzen zu groß waren und viel viel zu lange Sätze mit viel viel zu vielen Einschüben und Kommas da waren. Weniger para- und hypotaktische Sätze hätten es auch getan, vor allem, um die Ruhe, die das Buch ja durchaus vermittelt, einfach noch weiter zu unterstreichen. 
Stilistisch ist der Lieblingssatz wohl »tauchte die Sonne XY in ein goldenes Licht« und die Satzkonstruktion »Nicht nur ... , sondern auch...«  sehr beliebt. Sehr poetisch, aber auf Dauer dann auffallend. 

Insgesamt ein angenehmes Leseerlebnis, das viel zum Nachdenken anregt, Ruhe in den Alltag bringt und malerisch poetisch dieses Selbstfinden-in-der-Musik beschreibt. Stilistisch und formal ist allerdings noch Luft nach oben. :) 

Dark Venice von Antonia Wesseling Rezension

Willkommen in Venedig In der Stadt der Liebe ... und der Lügen Allgemeines: 1. Teil - Taschenbuch, eBook, Hörbuch - 15,99 Euro, 12,99 Euro -...