Mittwoch, 8. April 2020

"Too good to be true" - Marcella Fracchiolla

Woodland Academy I 






Allgemeines:
1. Teil einer Trilogie
- Taschenbuch (9,99 Euro), kindle (0,99 Euro)
- Verlag: Books on Demand
- Originalausgabe
- deutsch: 13. November 2019
- Seiten: 203

Worum geht's?
Seitdem sie denken kann, ist das Internat Allies Zuhause. Und mindestens genauso lange steht sie auch schon im Schatten ihrer selbstbewussten Zwillingsschwester Leah. Doch jetzt, zu Beginn ihres letzten High-School-Jahres, wird sich alles verändern. Allie muss lernen, für das zu kämpfen, was sie will. Auch wenn das genau das Gegenteil von dem ist, was gut für sie wäre ...

Ethan ist ein typischer Bad Boy. Er ist in einem Trailer Park auf der falschen Seite der Stadt aufgewachsen und erhält nun eine einmalige Chance: ein Stipendium an einer der renommiertesten Eliteschulen der Staaten. Er muss sich nur ein Jahr lang voll und ganz auf den Unterrichtsstoff konzentrieren, und sein Leben wird sich zum Besseren wenden ...

Ethan und Allie: zwei Welten, die kollidieren. Alles steht plötzlich Kopf. Und dann ist da noch Ethans dunkle Vergangenheit, die droht, ans Licht zu kommen und alles zu zerstören, wofür er so hart gearbeitet hat. Die Karten werden neu gemischt, und plötzlich ist nichts mehr so, wie es einmal war.
Meine Meinung:
Das Cover ist schlicht und doch vielsagend. Der dunkelrosafarbene Hintergrund gefällt mir sehr gut, vor allem wie das Motiv des Covers - die zwei umarmenden Menschen - eingearbeitet sind. Die zwei jungen Erwachsenen stellen Ethan und Allie dar, was eine Verbundenheit zum Inhalt des Buches  herstellt. Die weißen Letter des Titels, Untertitels und des Autorennamen geben dem Cover den letzten Schliff, um es harmonisch und interessant zu gestalten. Während "Woodland Academy" in recht geraden Lettern abgedruckt ist, stört mich die Schriftart der übrigen Wörter doch ein wenig. Dieser "Comic"-Style ist anders und auch nicht unbedingt auf anderen Covern von Büchern zu finden, doch hinterlässt er einen verspielten Eindruck, was sich meiner Meinung nach nicht unbedingt mit dem Inhalt deckt - aber das ist selbstredend meckern auf hohem Niveau.
Die Geschichte beginnt sehr leserfreundlich. Wir werden Zeuge, wie die Stipendiaten an der Woodland Academy anreisen. Die Schule ist ein sehr nobles und normalerweise nur von sehr reichen Kindern bewohntes Internat. Doch Ethan, Logan und Lana haben es geschafft - sie werden Teil dieser Schule!
Die Idee ist wirklich super. Etwas anderes als man normalerweise in der Masse des Buchmarktes liest und sofort Spannung erzeugend, denn da die Stipendiaten nicht willkommen sind, entsteht Reibung.
Gewechselt wird zwischen den Sichten von Ethan und Allie bis kurz vor Ende des Buches. So erfährt man die Welt des Internates aus der Sicht von der Zwillingsschwester der tongebenden Leah, aber auch die Härte und die Probleme der Trailerpark-"Kinder". So kann die Geschichte aus beiden Point-of-Views gut nachvollzogen werden und es entstehen keine Verständnis- oder Logiklücken.
Der Leser verfolgt die Storyline und ist recht unterhalten, denn auch wenn von Seite 1 an klar ist, dass Allie mit Ethan zusammenkommen wird, ist es dennoch interessant, wie das passiert. Denn den beiden werden allerhand Steine in den Weg gelegt! Eine schöne, leichte Story, die man so locker-flockig liest und dann das Buch wieder zur Seite legt, ohne sich viel dabei gedacht zu haben. Und so fließt die Story da so vor sich hin, bis der erste große Plottwist kommt, der meiner Meinung nach ziemlich voraussehbar wird: natürlich hat Ethan eine dunkle Vergangenheit und die wird auch aufgedeckt. Er muss das Internat verlassen. Und schade ist wirklich, dass man erst ab dem Moment gemerkt hat, dass man doch von dem Buch mitgerissen wurde. Denn irgendwo hat mein Herz schon geblutet, als die beiden auseinandergegangen sind und Allie versucht hat, irgendwie Ethan wiederzubekommen. Zum Ende hin kommt nochmal der große Ahhh-Moment: als Leah und co. das Geheimnis aufdecken, weshalb Ethan angeschwärzt wurde, bekommt das Buch noch mal eine ganz neue Seite. Die Idee hinter dieser "Intrige" war wirklich super und hat der Storyline einen schönen Schliff gegeben.

Nichtsdestotrotz hatte ich an manchen Stellen sehr mit dem Schreibstil zu kämpfen. Er wirkte an manchen Stellen nicht schön oder flüssig. Ich stolperte oft über die Wortwahl. Mal bediente sich Fracchiolla aus dem "Ghetto"-Register: etwa als Allie Ethan im Trailerpark besucht und sie mit seiner Mum spricht und Begriffe wie Penner, Schlampe, Schickimicki-Schulen usw. benutzt. Manchmal aber auch aus dem höheren Register, wie zum Beispiel: " [...] und kratzte sich am lichten Schopf." (S. 285). Das hat leider an einigen Stellen für Verwirrung gesorgt.
Die verschiedenen Sichtweisen haben an manchen Stellen wirklich für Klarheit gesorgt, doch gegen Ende des Buches mehrten diese sich dann. So ist auch eines aus der Sicht der zickigen Leah geschrieben, wo am Anfang deutlich der - von mir empfundene - unruhige, mit Füllwörtern gefüllte Schreibstil hervortritt, der oft von Parataxen dominiert wird. Das nachfolgende Beispiel untermauert meine Meinung.

"25 / LEAH (Ja...)

Ich brauche jetzt echt mal einen Moment für mich. Ich bin ja nie wirklich alleine. Sloane und Lucy laufen mir andauernd hinterher. Aber das ist nun mal so, wenn man High-School-Queen ist."
(S. 222)


Hauptsächlich hatte ich aber mit den Charakteren zu kämpfen. Ethan, der Badboy aus Trailerpark-Hell und das reiche, liebe und ruhige Mauerblümchen Allie. Ich kam von Anfang an nicht mit den beiden Protagonisten klar. Vor allem Ethan hat es mir sehr erschwert. Es wird immer wieder betont, dass er der absolute Badboy ist und Allie kurz nach dem Kennenlernen "Baby" (S. 18) nennt, doch auch echt herzerwärmende Motive hat, die von Ehre und dem Goodboy-Dasein geprägt sind. Als man Allie die Droge verabreicht hat, und er sie gerettet hat, sollte man ihn eigentlich ins Herz geschlossen haben. Doch das war bei mir nicht der Fall. Sein Charakter sorgte an manchen Stellen für Verwirrung und war deshalb eher statisch geprägt. Allie war von Anfang an die liebe Zwillingsschwester, die keiner Fliege was zu leide tun kann und doch ihrer fiesen Schwester Leah die Stirn bot - weshalb man nicht ganz klar darüber wird, welche Charakterzüge Allie zuzuordnen sind.
Leah war für mich die interessanteste. Zu Beginn schien sie eine Antagonistin zu sein, die sich dynamisch im Laufe des Buches zu der lieben, harmonierenden Schwester entwickelte. Von der fiesen Oberzicke, zu der helfenden Hand war sie meiner Meinung nach ein Lichtblick in dem dunklen Schachbrett der Figuren. Der Rest der Figuren - Logan, Nathan, Maya, Lana, usw., war mir leider zu stereotypisch und nicht rund und ausgefüllt genug.

Fazit:
Insgesamt lässt sich sagen, dass dem Buch die Tiefe fehlt. Die Handlungen und Charaktere waren zu oberflächlich und zu leicht zu durchschauen. Der Plot war gut durchdacht, an dieser Stelle hat das Team aus Autorin und ConnACT gute Arbeit geleistet, die leider zeitweise durch Ausdrucksfehlern, Tippfehlern und Rechtschreibfehlern ein wenig an Glanz verlor.
Da ich das Buch aber bis zum Ende gelesen habe, mich die Story doch ein wenig mitgenommen hat, hat es sich zumindest 2, wenn nicht sogar 2,5 Sterne verdient.



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